Kritik vom NABU Braunschweig

NABU spricht sich gegen Tunnel am Bahnübergang Grünewaldstraße aus.

Foto: Rainer Loewen | Seitlicher Blick auf die historische Lindenallee, Lebensraum für Vögel und Insekten. Kann das wirklich weg???
Foto: Rainer Loewen | Seitlicher Blick auf die historische Lindenallee, Lebensraum für Vögel und Insekten. Kann das wirklich weg???

NABU ruft dazu auf, sich unbedingt dem Bürgerbegehren zur Verhinderung des Tunnels und dem Erhalt der Bäume anzuschließen.

 

Nachdem klar wurde, dass die Bahn nach Einführung des Deutschlandtaktes (Verdopplung des Personenzugsverkehrs) eine Optimierung des Bahnübergangs Grünewaldstraße plant, sprechen sich 2020 bei einer von der Stadt organisierten Bürgerbeteiligung vom 02. bis zum 22.05.2022 90% der Bürger für eine Beibehaltung des höhengleichen Bahnübergangs und gegen eine Tunnellösung aus. Ein vom Braunschweiger Forum und 476 Bürgern daraufhin bei den betroffenen Bezirksräten 112 und 120 gestellter Antrag, der sich für eine optimierte Schrankenlösung ausspricht, wird von diesen befürwortet!

 

          Eigentlich alles klar, oder? Der Bürgerwille ist deutlich und klar formuliert.

 

Aber mitnichten: Der Mobilitätsausschuss ignoriert den Willen der Bürger und der betroffenen Bezirksräte und entscheidet sich am 28.09.2023 mit rot-grüner Mehrheit für die sogenannte Tunnelvariante 1, einen „235 m langen Weg mit bis zu 4 m hohen senkrechten Wänden und maximal 2 m Wegbreite für zu Fußgänger, der erfordert, dass Kinder an der Hand gehen müssen, Menschen mit einem Rollator oder Kinderwagen nur mühsam aneinander vorbeikönnen.“ (Zitat Braunschweiger Forum). Ein angenehmer Weg ist das nicht! Zudem ist ja bekannt, dass Tunnel sehr schnell als Pissoir benutzt werden und viele Menschen sich allein in einem Tunnel unsicher fühlen.

 

Ein Bürgerbegehren gegen den Tunnel wird vom Verwaltungsausschuss der Stadt kurzerhand verboten, dieser wird aber durch eine Entscheidung des Niedersächsischen Oberverwaltungsgerichts korrigiert. Es wird also ein Bürgerbegehren geben. Noch also gibt es Hoffnung.

 

Dagegen liegen die Vorteile der Lösung über eine Schranke auf der Hand:
     - Bewahrung des Landschaftsbildes
     - Erhalt der Baumallee in der Grünewaldstr.

     - geringe Eingriffe in Natur und Bodenstruktur

     - Wahrung der denkmalpflegerischen Belange (Ensembleschutz)

     - Einfache Verknüpfung mit dem Ringgleisweg
     - geringe Baukosten (nach Aussage von Stadtbaurat Leuer ca. 1 Mio Euro)

     - vermutlich geringere Bauzeit als bei den Unterführungsvarianten
     - nur geringe Behinderungen des Zugverkehrs während der Bauphasen

 

 Das Braunschweiger Forum zeigt auf seinen Webseiten überzeugend die Nachteile der Tunnellösung auf. 

  1. Es entstehen durch den gesamten Bau und die Zerstörung von 34 Bäumen mindestens 760 t zusätzliche CO2-Emissionen durch den gesamten Bau (fachliche Grobschätzung). Der Anblick im folgende Foto würde endgültig zerstört. Stattdessen geht es durch den Tunnel

  2. Es entstehen Baukosten von geschätzten 5,1 Millionen Euro. Damit würden die städtischen Schulden, die jetzt schon nahe an einer Milliarde Euro liegen, unnötigerweise weiter steigen.

Die Unterstützer der Tunnellösung führen als Hauptargument vor, dass viele Radfahrer am Bahnübergang durch den in Zukunft steigenden Zugverkehr auf der Strecke und die daraus resultierenden maximalen Schrankenschließzeiten davon abgehalten würden, mit dem Fahrrad in die Stadt zu fahren und stattdessen das Auto benutzen würden.

Das Institut für Eisenbahnwesen der TU berechnete, dass bei Optimierung der DB Signaltechnik die Schließzeiten während der Schranken während des Hauptverkehrs auf der Bahnstrecke maximal 3 Minuten 25 Sekunden betragen würden und außerhalb des Hauptverkehrs maximal 3 Minuten 45 Sekunden.

 

Wem diese Wartezeit zu lang erscheint, kann natürlich mit dem Fahrrad einen Umweg über die Berliner Straße oder die Ebertallee fahren. Dadurch ergeben sich für diejenigen, die schon direkt vor der Schranke stehen und sehen, dass sie geschlossen ist, Umwege von – je nach gewählter Strecke – 800 m - 1,5 km. Bei normalen Fahrradgeschwindigkeiten ca. 3-6 Minuten Fahrzeit. Diejenigen aber, die Wartezeiten am Bahnübergang vermeiden wollen und z.B. von der Berliner Straße oder der Ebertallee kommen, haben natürlich überhaupt keine Verlängerung der Fahrtzeit.

 

Wird wirklich jemand, der die Wartezeiten oder ggf. anstehenden Umwege scheut, vom Fahrrad aufs Auto umsteigen und dann in der Stadt 10 Minuten nach einem Parkplatz suchen oder in ein Parkhaus, dort mehrere Euro Kosten haben und den Weg vom Parkplatz/Parkhaus zum eigentlichen Ziel zurücklegen? Zeit wird das nicht sparen! Das müssten schon Hunderttausende sein, um den durch den Tunnel verursachten CO2 Ausstoß zu kompensieren.

Das müssten schon Hunderttausende sein, um den durch den Tunnel verursachten CO2 Ausstoß zu kompensieren.