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Meldung von Eulenvorkommen und Sammlung von Gewöllen

Liebe Mitglieder, liebe Leser,

 

an dieser Stelle möchten wir bei zwei Projekten um Mithilfe bitten. Zum einen ist die Meldung von Vorkommen von Schleier- und Waldohreule für den neuen Atlas deutscher Brutvogelarten (ADEBAR) gefragt, zum anderen das Sammeln von Gewöllen. Hierbei geht es eher um Kleinsäuger wie Mäuse oder Spitzmäuse, über deren Verbreitung und Bestand nur wenige Daten vorliegen. Eine der Nachweismethoden besteht in der Untersuchung von Eulengewöllen, deren Fundort bekannt ist.

 

Sammeln von Gewöllen

Nach über 30 Jahren erfolgte – längst überfällig – im August 2025 die Veröffentlichung einer neuen Roten Liste der Säugetiere Niedersachsens und Bremens (KIRBERG 2025, Download unter https://www.nlwkn.niedersachsen.de/download/219912). Rote Listen dienen der Dokumentation des Gefährdungsstatus von Arten. Alle Mäuse und Spitzmäuse mussten allerdings in der aktuellen Liste mit einem „D“ – Daten defizitär, eingestuft werden. Dies zeigt deutlich, wie wenig aktuelles Wissen wir über die Verbreitung dieser Artengruppen haben. Für die Zukunft soll versucht werden, dieses Kenntnisdefizit aufzuarbeiten und mehr Daten aus der Fläche zu gewinnen. Vor diesem Hintergrund sind wir sehr interessiert an Brutplätzen von Eulen und Turmfalken, da man dort gut Gewölle bzw. Speiballen einsammeln kann um die Beutetier-Zusammensetzung zu untersuchen. Um eine gute Abdeckung der Fläche zu erzielen ist Mithilfe der Bevölkerung gefragt: Wer kennt Brutplätze oder Schlafbäume von Eulen und könnte dort Gewölle aufsammeln?

 

Die Untersuchung von Gewöllen ist eine sehr gute Methode, um Kenntnisse zu den Kleinsäugern zu gewinnen, da Eulen (bedingt aber auch Turmfalken) sehr fleißige Probensammler sind und viele verschiedene Mäuse bzw. Spitzmäuse jagen. Von einigen Standorten liegt bereits Gewöllematerial vor, es wird aber stetig versucht, die noch vorhandenen Lücken (Messtischblatt-Quadranten) zu füllen. Durch die Analysen sind bereits spannende neue Erkenntnisse aus der Fläche erlangt worden und auch weiterhin zu erwarten. Das Projekt ist aktuell eine rein ehrenamtliche Initiative.

 

Wie, wann und wie viel soll gesammelt werden?

Grundsätzlich sind Gewölle von allen Eulenarten und auch von Turmfalken interessant. Das Material kann man mit relativ geringem Aufwand z.B. an Schlafplätzen von Waldohreulen oder in Nistkästen von Schleiereule & Co. aufsammeln. Ideal wären je Standort 30–50 Gewölle, weniger geht aber natürlich auch (alles ist besser als gar nichts zu haben). Es müssen keine perfekt erhaltenen Gewölle sein (auch wenn diese zu bevorzugen wären), wichtig ist nur, stets standortbezogen zu sammeln und das Datum (oder Zeitraum) der Aufsammlung zusammen mit dem genauen Ort (Adresse/Koordinaten) zu notieren und der Probe eindeutig zuordnen zu können. Gern auch die Vogelart dazu notieren.

 

Selbstverständlich bekommt jeder Materialsammler eine Artenliste nach Abschluss der Analysen (dafür bitte die Kontaktdaten mit zum Standort notieren).

 

Die Materialsammlung kann in einem einfachen, luftdicht verschlossenen Gefrierbeutel (max. 3 Liter je Standort) erfolgen. Falls es länger gelagert werden soll, weil z.B. mehrere Proben zusammen verschickt werden sollen und/ oder sich die Aufsammlung etwas hinzieht, ist je nach Zustand folgendes zu empfehlen:

 

Feuchtes Material: Am besten bis zum Versand einfrieren, oder erstmal an der Luft durchtrocknen lassen (sonst schimmelt es) und erst dann luftdicht verschließen, oder direkt zügig versenden.

 

Trockenes Material: Luftdicht verschlossen kann es direkt versendet werden oder eigentlich auch nahezu unbegrenzt gelagert werden, bis man alle Proben zusammen hat. Im eigenen Interesse empfehle ich die Lagerung draußen, da diverse Keratin-fressende „Schädlinge“, die auch auf Wolle, Federn oder Fell gehen, im Material enthalten sein könnten und man diese sicher nicht gern in der Wohnung haben möchte. Grundsätzlich ist 2 Wochen durchfrieren lassen nie verkehrt, wenn das Material erstmal länger liegt, da es den Zustand der Gewölle besser erhält, als wenn die Larven und Raupen weiterhin fleißig die Gewölle zersetzen – sie werden dann deutlich schwieriger auseinanderzunehmen und zerfallen auch schneller.

 

Bitte beachten Sie, dass unnötige Störungen an Brutplätzen natürlich unbedingt vermieden werden sollten.

 

Bei Rückfragen und für weitere Informationen zur Übersendung der Gewölle steht Ihnen irina.wuertele@gmx.de gern zur Verfügung.

 

Material kann jederzeit übersandt werden. Das Projekt ist grundsätzlich langfristig angelegt  und wird sicherlich die nächsten Jahre noch weiterlaufen.

 

 

Meldung von Eulenvorkommen für ADEBAR 2

Der erste Atlas zur Verbreitung deutscher Brutvogelarten (ADEBAR) erschien 2008. Eine Neuauflage soll ab 2030 erscheinen. Derzeit laufen dafür die Erfassungsarbeiten für ADEBAR 2, koordiniert vom Dachverband Deutsche Avifaunisten (DDA) und auf regionaler Ebene auch von den lokalen Gruppen des NABU.

 

Während Vorkommen von Waldkauz und anderen Arten gut durch die Erfassung in den Wäldern aufgefunden werden können, gestaltet sich dies bei den beiden Arten Waldohreule und Schleiereule schwieriger, da diese oft im Siedlungsbereich vorkommen. Die Waldohreule nistet in alten Krähen- oder Elsternestern, die sich oftmals in privaten Gärten finden. Die Schleiereule brütet in Gebäuden und Nistkästen im dörflichen Bereich. Aufgrund der Vielzahl an Möglichkeiten gestaltet sich eine Nachsuche als sprichwörtliche Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.

 

Wer ist gefragt? Auf Ihrem Gartengrundstück, in Ihrem Schrebergarten oder in Nachbars Garten brütet eine Waldohreule, die durch Balzrufe oder Rufe der Ästlinge auf sich aufmerksam macht? Sie haben einen Schleiereulenkasten in einem Ihrer Gebäude oder wissen von einem Vorkommen, das nicht bereits vom NABU oder einem anderen Verein betreut wird? Melden Sie diese Vorkommen gerne an christof.bobzin@nabu-braunschweig.de. Die Meldungen werden selbstverständlich vertraulich behandelt und nur für die Erfassungsprojekte des DDA verwendet. Eine Veröffentlichung erfolgt nicht, die Daten fließen nur in die Atlaskarten ein, aus denen ein Standort nicht ersichtlich ist. Es wird lediglich eine Zahl pro Messtischblattquadranten angegeben.

 

Zu welchen Zeiten kann man Eulen am besten feststellen? Die meisten Eulen haben eine Balzzeit, zu der ein Revierruf zu hören ist. Bei der Waldohreule ist dies ab Ende Februar der Fall. Ab Mai oder Juni sind zudem die „fiependen“ Bettelrufe, der jungen Eulen zu vernehmen, die das Nest verlassen haben. Die Brutzeit der Schleiereule kann sich von Anfang März bis in den Winter erstrecken. Die Art kann durch Rufe oder in der Dämmerung umherstreichende Individuen auffallen. Manchmal fallen auch die Bettelrufe älterer Jungvögel auf.

 

Wie lange dauert das Projekt? Die Erfassungen für den Atlas laufen seit 2025 und werden sich noch bis 2028 hinziehen.

 

In welchem Gebiet sind Meldungen relevant? Uns interessieren Meldungen aus dem Umraum von Braunschweig bzw. dem südöstlichen Niedersachsen. Die Regionalkoordination umfasst neben Braunschweig auch die Städte Wolfsburg und Salzgitter sowie die Landkreise Wolfenbüttel und Helmstedt. Meldungen aus den Landkreisen Gifhorn, Peine und Goslar werden auch gerne entgegengenommen und entsprechend weitergeleitet.