Bezirksgruppe
Braunschweig e.V.
ViSdP: Carlo Fuchs (1. Vors.)
Einst eingeführt und heute
bekämpft
- vom Gesinnungswandel im Umgang mit der Herkulesstaude
Umgangssprachlich heißt sie Herkulesstaude oder
auch Riesen-Bärenklau, lateinisch Heracleum mantegazzianum. Kaum
einer anderen Pflanzenart hat die Tagespresse in den letzten
Jahren soviel Aufmerksamkeit geschenkt. Mit ihrer imposanten
Wuchshöhe von bis zu vier Metern wirkt die Giftpflanze auch wie
eine Mutation. Wiederholt wurde auf ihre Giftigkeit und die damit
verbundenen Gefahren für die Bevölkerung aufmerksam gemacht.
Die Herkulesstaude verdrängt alle Pflanzen in ihrer
Umgebung und vermehrt sich in rasantem Tempo. Ihre Dolden, die
von Juni bis Oktober weiß blühen, können mit einem Durchmesser
von 50 Zentimetern bis zu 10.000 Teilfrüchte hervorbringen.
Eingeführt wurde das Doldengewächs mit den dunkelgrünen,
gefiederten Blättern im letzten Jahrhundert aus dem Kaukasus,
weil es durch seinen Wuchs beeindruckte. Erst später merkten
Biologen, dass es für den pflanzlichen Einwanderer bei uns keine
natürlichen Feinde gibt. Als auffällige Solitärpflanze
zunächst in botanischen und privaten Gärten kultiviert, wurde
sie später von Imkern als Bienenweide und von Jägern als
Deckungspflanze für das Wild angebaut und gelangte dadurch in
die freie Landschaft. Neben dieser aktiven Ansiedlung sind die
unbedachte oder unbeabsichtigte Ausbringung durch Gartenabfälle,
Bauschutt oder der Einbau von belastetem
Bodenmaterial bzw. Komposterde u.ä. weitere wichtige
Ausbreitungsfaktoren.
Mittlerweile ist der Riesen-Bärenklau über weite Teile
Mitteleuropas verbreitet, seine Häufigkeit ist regional recht
unterschiedlich, aber mit offensichtlich zunehmender Tendenz. Die
Kenntnis über die aktuelle Verbreitung des Riesen-Bärenklau in
Niedersachsen ist momentan noch lückenhaft, da die Art erst seit
kurzer Zeit systematisch erfasst wird. Seit wann er verwildert in
der südostniedersächsischen Region auftritt, ist heute nicht
mehr exakt zu ermitteln. Er muss allerdings in der Region als
fest eingebürgert gelten.
Ausbreitung
auch durch Gartenabfälle
Eine der häufigsten Ausbreitungsquellen stellen
Gartenabfälle dar, die in unmittelbarer Nähe, z.T. aber auch in
größerer Entfernung von Hausgärten und Kleingartenanlagen
abgelagert wurden, so beispielsweise am Südrand der Stadt
Helmstedt, im Süden Braunschweigs, bei Groß Denkte und
Langeleben im Elm sowie an mehreren Wuchsstellen im
Salzgitter-Höhenzug, u.a. nordöstlich von Steinlah sowie am
Nord- und Westrand von Salzgitter-Bad. Bei mehr oder weniger
ungestörter Entwicklung konnten sich diese Wuchsstellen
erheblich ausweiten, wie das Beispiel am Klärteich 3 bei
SZ-Heerte zeigt, wo in rund 20 Jahren die heutige
Längsausdehnung von über 1 km erreicht wurde.
Gezielt oder unbedacht ausgebrachtes Pflanzenmaterial
bilden aber auch Quellen für die Besiedlung neuer
Wuchsorte in größerer Entfernung, wie sie an der Oker und der
Innerste - hier bis Heinde im Landkreis Hildesheim belegt
und einzelnen Nebenbäche wie z.B. der Radau und der Schildau im
LK Goslar nachgewiesen werden konnten. Einen weiteren
Ausbreitungspfad stellen Wildtiere dar, vor allem Rehe und
Wildschweine, welche die Samen in ihrem Fell verschleppen. Über
die dabei zurückgelegten Entfernungen liegen bislang keine
gesicherten Daten vor. Begünstigt wird die Auskeimung an
Wildwechseln zusätzlich dadurch, dass infolge steter Benutzung
des Pfades offene Bodenflächen durch die Tiere geschaffen
werden.
An Gewässerufern, namentlich an der Oker und der
Innerste, wie auch an Straßenrändern treten häufiger
Einzelexemplare auf, die als Neuansiedlungen eingestuft werden
müssen. Vor allem für den LK Wolfenbüttel fällt die
vergleichsweise große Zahl an Wuchsstellen im
Straßenrandbereich auf, z.B. an der K87 zwischen Adersheim und
Halchter und an der L615 zwischen Ohrum und Heiningen. Die
Verbreitung erfolgt hier sehr wahrscheinlich durch die
Verschleppung von Samen, die an Fahrzeugen bzw. Arbeitsgeräten
(Mähbalken u.ä.) der Straßenunterhaltungsbetriebe anhaften.
Auch in Braunschweig tritt der Bärenklau auf,
beispielsweise im Gebiet um das Raffteichbad oder im Süden und
Osten der Stadt. Beim Fachbereich Umweltschutz der Stadt
Braunschweig ist man sich der Gefahren bewusst. Gerodet werden
die Pflanzen allerdings nur im Umfeld von Kindergärten und
Spielplätzen. Flächendeckend bekämpft und damit
wirklich zurück gedrängt wird die Herkulesstaude aber
nicht. Der Grund: Die Arbeit ist aufwendig und Arbeitskräfte
hierfür stehen aufgrund der Finanznot der Stadt nicht zur
Verfügung.
So wird die Herkulesstaude bekämpft:
Wer eine Ausbreitung der
Herkulesstaude verhindern will, muss sie bekämpfen, bevor sie im
Herbst ihre Samen verstreut. Sobald die Pflanze geblüht hat,
muss man die Dolden abschneiden, um eine Vermehrung zu
verhindern. Liegen lassen darf man diese aber nicht, da die Samen
oftmals noch notreif werden können. Sie gehören deshalb in den
Hausmüll. Die Beseitigung zumindest der Blütenstände vor der
Samenreife ist besonders bei den Beständen an Fließgewässern
vordringlich, um die Verdriftung der Samen und die weitere
Ausbreitung entlang des Gewässers zu unterbinden. Die
Bekämpfung des Riesen-Bärenklau ist schwierig und oft
langwierig, nicht zuletzt, da ausschließlich mechanische
Maßnahmen angewandt werden können. Die einfachste Methode
besteht im Ausstechen der obersten Wurzelschicht und der
fachgerechten Entsorgung des Pflanzenmaterials.
Mit einfachen Abschneiden ist ihr nicht beizukommen
sie würde wieder austreiben. Die Mahd oder das Abschneiden der
Blütendolden vor der Samenreife ist nur erfolgversprechend, wenn
diese Arbeiten in kurzen Zeitabständen mehrfach wiederholt
werden. Ihre Samen sind sogar nach Jahren noch keimfähig und
dürfen deshalb nicht kompostiert werden. Sowohl Pflanze wie
Wurzeln müssen auf die Deponie oder sollten besser noch
verbrannt werden. Dabei ist jedoch ein Sicherheitsabstand zur
Feuerstelle zu wahren, da der Pflanzensaft beim Verbrennen
spritzt. Auch Eigentümer von Privatgrundstücken sind
verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass von den
Herkulesstauden keine Gefahren ausgehen, wie die Stadt
Braunschweig auf Anfrage mitteilte: In Ausnahmefällen kann
diese Pflicht mit ordnungsbehördlichen Mitteln durchgesetzt
werden. Der Einsatz von Herbiziden scheidet übrigens
aufgrund gesetzlichen Verbotes in aller Regel aus und wäre auch
wegen der Regenerationsfähigkeit der Art ohne große Aussicht
auf Erfolg, wie Vorkommen des Riesen-Bärenklau in Getreide- oder
Maisäckern eindrucksvoll belegen. Das Zurückdrängen der Art
ist daher sehr zeitaufwändig und vielfach eine Daueraufgabe.
Zu berücksichtigen ist auch, dass der Riesen-Bärenklau
am Bekämpfungsort oft selbst nach Erschöpfen der Samenbank im
Boden (nach ca. 7 Jahren) nicht ausrottbar ist, weil aus der
Umgebung, insbesondere an Fließgewässern und in ihren Auen,
weiterhin Samenmaterial nachgeliefert wird. Schon beim ersten
Auftreten einzelner Pflanzen sollte deshalb sofort eingegriffen
werden. Bekämpfungsmaßnahmen an Fließgewässern wie Oker,
Innerste, Fuhse u.a. sind aber nur dann sinnvoll, wenn diese an
den Oberläufen der kleineren Zuflüsse (z.B. der Radau)
beginnend und entlang der Fließrichtung im gesamten
Einzugsgebiet durchgeführt werden.
Reinigung der
Geräte
Alle verwendeten Geräte sind nach dem Gebrauch
zu reinigen, um anhaftenden Pflanzensaft und eventuell
mitgeschleppte Samen zu beseitigen. Ansonsten besteht die Gefahr,
sich nachträglich noch zu verbrennen bzw. durch verschleppte
Samen neue Ausbreitungsherde zu schaffen.
Nicht
ungeschützt berühren
Nicht nur der heimischen Pflanzenwelt wird der
Riesen-Bärenklau zur Bedrohung: Sein Gift Furocumarin kann bei
Hautkontakt eine allergische Reaktion auslösen. Unter
Sonnenlicht kommt es, u. U. großflächig, zu schmerzhafter
Blasenbildung und Entzündungen, die an Verbrennungen erinnern.
Zum Schutz vor Dermatosen (Hautausschlägen) sollte deshalb eine
einfache, für alle Giftpflanzen und -tiere geltende Regel,
beachtet werden: nur ansehen, nicht ungeschützt berühren! Die
allergischen Reaktionen treten zwar nicht bei allen Menschen auf,
aber wer möchte dies schon gern ausprobieren? Allein beim
Verdacht, mit dem Pflanzensaft in Kontakt gekommen zu sein,
sollte die betreffende Hautfläche vorsichtshalber gründlich mit
Wasser gespült werden. Anschließend sollte man eine Sonnencreme
auftragen, trotzdem aber zwei bis drei Tage die Sonne meiden. Was
ist im Falle einer allergischen Reaktion zu tun? Als
Sofortmaßnahme sollte man die betroffene Stelle kühlen und vor
Sonne schützen. Hierfür bietet sich beispielsweise ein feuchter
Lappen an. Und dann auf jeden Fall zum Arzt gehen.
Aufgrund der von der Herkulesstaude ausgehenden Gefahren
ist bei der Bekämpfung auf komplette Schutzkleidung (keine
dünnen Stoffe) zu achten. Dazu gehören lange Hosen (Jeans)
dicker Pullover, Handschuhe und Gesichtsschutz. Sollten die
Pflanzen zum Zeitpunkt der Bekämpfung bereits übermannshoch
sein, empfiehlt sich das Tragen eines Helmes mit
Plexiglas-Gesichtsschutz. Ansonsten sollte man mindestens die
Augen mit einer Schutzbrille und dass Gesicht vorsorglich mit
einer Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor schützen. Die
direkte Berührung mit der Pflanze hat auch noch weitere Folgen:
die eingeatmeten Dämpfe ihres Giftes können Übelkeit
auslösen. Da bei Sonnenschein die stärksten allergischen
Reaktionen ausgelöst werden, empfiehlt es sich, der Pflanze an
bedeckten Tagen oder in den Abendstunden zu Leibe zu rücken.
Wer sich in Braunschweig dem Kampf gegen die Herkulesstaude anschließen will, kann sich an Heinrich Hoppe (Tel./ Fax 0531-791726) wenden.
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